Gestern hatte ich frei und auch noch Geburtstag. Das Wetter war fantastisch und passte so gar nicht zur Arbeit am Schreibtisch. Und weil dieses Jahr alles irgendwie anders und keine Feier geplant ist und ich noch nie auf Sylt war, kam mir dieser Anlass doch gerade recht. Sylt, ich komme…
Los ging`s morgens um 9:00 Uhr vom Bahnhof in Kiel. Bis Husum bestand der Zug nur aus zwei Waggons. Die waren restlos gefüllt, denn eine Gruppe Rentner hatte dieselbe Idee. Ich saß mit drei Landwirten aus der Gruppe zusammen. Das war echt lustig, denn immer wenn ein Trecker oder Mähdrescher zu sehen war, wurde er kommentiert. Nebenbei tauschten sie sich über Solaranlagen, Windräder, Bio-Gas-Anlagen und Bodenqualität aus. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass der Landwirt heutzutage Energie anbaut und keine Nahrungsmittel. Die Zeit verging dank der netten Runde recht schnell und in Husum hatten wir direkt Anschluss nach Westerland. Gegen 11:30 Uhr waren wir da.
Mit einer Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel ausgestattet führte mein erster Weg nach Kampen. Da hat echt jedes Haus ein Reetdach und mindestens eine Luxus-Karosse davor.
Ich wanderte durch die riesigen Dünen mit den Villen darin (da stehen aber auch Hütten…) runter zum Watt. Es war Flut und der Strand sah aus wie jeder andere. Egal, es war schließlich das Watt und da spazierte ich 10 Minuten durch.
Dann war Mittagszeit und da musste ich einfach zur nördlichsten Fischbude Deutschlands: zu Gosch nach List.
Für 8,50€ gab es Backfisch mit Kartoffelsalat und ein Alster. Da saß ich nun an meinem Geburtstag bei strahlendem Sonnenschein im “Home of the Kieler Woche Gosch-Schiff”. Das war klasse, denn an das Gosch-Schiff habe ich nur tolle Erinnerungen mit den Groupies. Und weil ich die Groupies gerne dabei gehabt hätte, sie aber nicht da waren, wurde dieser Moment doch ein wenig getrübt. Die Gäste hier auf Sylt sind in etwa dieselben wie auf der Kieler Woche. Ein wenig small Talk mit den Tischnachbarn – schönen Tag noch – und weiter ging`s.
Wenn ich schon auf Sylt bin, dann soll es auch an den Strand gehen. Mir wurde der von Hörnum am anderen Ende der Insel empfohlen. Der Strand ist schön und man liegt zu Füßen eines Leuchtturms. “Das klingt gut”, dachte ich und stieg in den nächsten Bus. Der Strand war fast leer. Herrlich, ich legte mich mittenrein und gönnte mir ein Beck`s Gold. Genau so hatte ich mir das vorgestellt.
Nach etwa drei Stunden dösen in der Sonne stand das Highlight meiner Sylt-Tour an: die Sansibar. Über diesen Laden hatte ich schon viel gehört und es muss ja nicht immer gleich Bill Gates, Larry Page oder Mark Zuckerberg sein. Genauso gut ist die Geschichte von Herbert Seckler. Er fing mit einer Imbissbude in den Dünen von Sylt an und schuf ein kleines Sansibar-Imperium. Auf dem Parkplatz standen allerlei Porsche, Bentley und auch ein Maserari und ich befürchtete schon, underdressed zu sein. Aber was dann kam, ist wohl ziemlich einzigartig. Die Sansibar hat ein Restaurant und einen Außenbereich. Dieser Außenbereich besteht aus massiven Holzbänken und Tischen, die vor das Restaurant in den Sand der Dünen gestellt wurden. Drinnen waren alle Plätze reserviert, aber bei diesem super Wetter wollte ich eh lieber draußen sitzen. Ein Plätzchen für eine Person war fix gefunden. Da der Innenbereich noch leer war, mussten die Besitzer der Luxuswagen hier draußen sitzen. Erkennen konnte man sie nicht. Irgendwie sahen hier alle aus, als ob sie direkt vom Strand kommen würden. Da passte ich prima zu. Am Nachbartisch wurde ein runder Geburtstag gefeiert und der Kellner zeigte – wie von den älteren Damen gewünscht – seine Waden. Die Kellner sehen aus wie die Gäste und tragen keine einheitliche Kleidung. Ihre Rauchpausen machen sie auch schon mal bei den Gästen am Tisch. Herrlich ungezwungen das ganze. Preislich ist die Sansibar allerdings wenig erschwinglich. Nun gut, man hat ja nur einmal im Jahr Geburtstag. Da ich zu diesen Preisen keine Experimente beim Essen machen wollte, wurde es ein Wiener Schnitzel mit Pommes. Genauer gesagt bekommt man sogar zwei Wiener Schnitzel – satt wird man auf jeden Fall. Dazu ein leckerer Weißwein – das Leben kann so schön sein…
Die Einstiegsfrage auf Sylt scheint immer zu lauten, wie lange im Jahr man denn da sei. Als Tagesgast stach ich da aus der Masse heraus, denn alle an meinem Tisch hatten eine Wohnung oder ein Haus auf der Insel. Es war ein sehr angenehmer Abend mit netten Leuten. Nach zweieinhalb Stunden in der Sansibar ging ich noch für eine Stunde an den angrenzenden Strand und genoss den Sonnenuntergang.
Um Mitternacht war ich zurück in Kiel.
Das Fazit des Tages lautet: Sylt, ich komme gerne wieder.